Update des Status Transatlantikverbindung
14.09.2001Soeben erreichte uns die folgende Mail vom DFN-Verein (Hr. Wilhelm):
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei Ihnen haben sich sicher ebenso wie bei mir die schrecklichen Bilder der Zerstörung in New York in das Gedächtnis eingebrannt. Unser aller Mit- gefühl ist bei den Opfern und Hinterbliebenen. Obwohl es vielleicht schwerfallen mag, zum "Tagesgeschäft" zurückzukehren, möchte ich Ihnen einen kurzen Bericht zur Situation geben, wie sie sich nach den uns vorliegenden Informationen darstellt: - Die Transatlantikverbindung des DFN-Vereins besteht aus zwei STM-4c- Strecken, die - von Hannover und Frankfurt ausgehend - zunächst in einem Gebäude in New York (Manhattan, 60 Hudson Street, um genau zu sein) ankommen. In diesem Gebäude haben eine Vielzahl von Carriern (u. a. auch die DTAG) Flächen für eigene Geräte angemietet. Der Point-of-Presence (PoP) des DFN-Vereins befindet sich - wie übrigens auch der PoP von DANTE - in einem anderen Telehouse in Manhattan. Beide Gebäude sind durch einen 10 Gbit/s Glasfaser-Ring miteinander verbunden. Ein Faser- paar des Ringes führt durch das World Trade Center / Tower 1, das andere Paar durch das World Trade Center, Tower 2. - Am G-WiN-Knoten Frankfurt/Main wurde vor einiger Zeit eine STM-4c-Ver- bindung zu einem grossen Internet-Service-Provider eingerichtet mit dem Ziel, die Dienstgüte von globaler Internet-Konnektivität ab Deutschland zu erproben und mit der Dienstgüte von Konnektivität ab Ostküste USA zu vergleichen. - Durch den schrecklichen Anschlag ist der Glasfaser-Ring an zwei Stellen aufgetrennt worden. Damit war sofort die Verbindung zwischen dem G-WiN und dem DFN-PoP in New York unterbrochen. Die Konnektivität zu den USA blieb jedoch weiterhin über die zuvor erwähnte Verbindung in Frankfurt erhalten. Herr Adler hat Sie davon bereits in Kenntnis gesetzt. - Als weitere Folge des Anschlags wurde das Telehouse, in dem sich der PoP des DFN-Vereins und von DANTE befinden, vom Stromnetz getrennt. Die für die Überbrückung von Stromausfällen vorgesehenen Notstrom-Aggregate sind sofort angesprungen. Zwei Tage später kam es wegen des Ausfalls eines Kühlsystems gestern gegen Abend zu einer Überhitzung des Diesel-Genera- tors, der daraufhin abgeschaltet werden musste. Die Konnektivität des G-WiN wurde dadurch jedoch nicht beeinträchtigt, da zu diesem Zeitpunkt bereits der gesamte Datenverkehr über die alternative Verbindung in Frankfurt/Main lief. Für viele andere europäische Forschungsnetze, die ihre Transatlantikverbindung über TEN-155 beziehen, bedeutet der Ausfall der Stromversorgung allerdings den Verlust der Konnektivität zu den US-Internets. - Derzeit wird versucht, in dem oben erwähnten Gebäude in 60 Hudson Street eine STM-4c-Verbindung zwischen einer der beiden DFN- Leitungen und einem Knoten des US-Forschungsnetzes Abilene herzustellen. Die Betreiber von Abilene haben zugesagt, Transit zum allgemeinen Internet zuzulassen. Falls sich diese Lösung als realisierbar herausstellen sollte, könnte auf diesem Weg zusätzliche Kapazität gewonnen werden und ausserdem auch anderen europäischen Forschungsnetzen geholfen werden, ihre Konnektivi- tät wiederzuerlangen. - Wir versuchen derzeit, eine weitere STM-4c-Verbindung für die globale Konnektivität des G-WiN zu organisieren, um wieder insgesamt 2 * STM-4c für das G-WiN bereitstellen zu können. - Die Arbeiten zur Reparatur des zerstörten Glasfaser-Rings konnten eben- falls in die Wege geleitet werden. Zur Zeit ist es allerdings noch nicht möglich, verlässliche Angaben zu machen, wann die Reparaturarbeiten zu Ende geführt werden können. Die Suche nach Verletzten und Toten in die- sem Gebiet hat natürlich Priorität. - Die Arbeiten an der Stromversorgung im Telehouse sowie die Reparatur des Notstromaggregates sind im Gange. Uns liegen zur Zeit allerdings noch keine gesicherten Informationen vor, wann mit der Bereitstellung von Strom zu rechnen ist. Wir werden Sie über den Fortgang der Arbeiten auf dem Laufenden halten. In der Zwischenzeit bitten wir Sie um Ihr Verständnis, wenn es auf der Transatlantikstrecke vielleicht mal "etwas eng" werden sollte.