Nahe dran am "Dornauszieher"
07/09/2014Einsatzszenarien gibt es viele für die 3D-Technik des Rechenzentrums. Im aktuellen Fall konnte für das Scanprojekt sogar das Mainfränkische Museum besucht werden.
Im Sommersemester 2014 hat der Lehrstuhl für Museologie um Prof. Fackler und Mitarbeiterin Petra Maidt sowie Diana Löffler vom Lehrstuhl für psychologische Ergonomie das Seminarthema "Objekte erleben - Benutzerzentrierte Gestaltung im Museum" angesetzt. Dahinter verbergen sich Bemühungen um neue Konzepte für Zielgruppen in der Museumswelt, die auf den ersten Blick nicht zu den besucherstärksten gehören. Junge Familien, Kinder und Jugendliche und junge Leute allgemein sollen verstärkt angelockt werden.
Recht naheliegend ist da der Einsatz populärer Technik wie z.B. Tablets, interaktive Monitore, etc., um die Museumsinhalte - didaktisch aufbereitet - "begreifbarer" zu machen. Hier kommt nun als eine Möglichkeit die Scantechnologie des Rechenzentrums ins Spiel.
Bei einem Treffen im Mainfränkischen Museum galt es, den dortigen "Dornauszieher", eine lebensgroße Statue von Johann Peter Wagner aus dem 18. Jahrhundert, zu digitalisieren. Die Daten sollten dabei sowohl als räumliches Modell an einem PC aufbereitet werden, als auch am 3D-Drucker in skalierter Form gedruckt werden.
Phase 1: Scannen der Statue
In weniger als 15 Minuten wurde die Statue in insgesamt sieben Teilscans erfasst. Dabei zeigte sich, dass das Steinmaterial sehr gut gescannt werden kann. Probleme gibt es eher bei spiegelnden oder glänzenden Oberflächen.
Begutachtung der Scanergebnisse (Foto: G. Fackler)
Phase 2: Nachbearbeitung der Scans
Deutlich zeitaufwändiger war die Phase 2. Um ein vollständiges 3D-Abbild zu erhalten, müssen die Teilscans anhand eindeutiger Merkmale (z.B. Hände, Augen, Nase, etc.) zusammengebaut werden. Eine Software unterstützt diesen Prozess. Nach Behebung kleiner Scanfehler und der Gesamtoptimierung des Modells kann man dann die fertige 3D-Variante begutachten.
Erheblicher Bearbeitungsbedarf der Teilscans
Nun fehlt noch Feintuning und natürlich die Textur
Ergebnis der Arbeitsschritte (vgl. Foto rechts oben)
Phase 3: Einsatz des 3D-Druckers
Das fertige 3D-Modell wird nun in ein Drucker-kompatibles Format gewandelt, wobei sichergestellt werden muss, dass es "watertight", also wasserdicht ist. Der Drucker kann nur solche Objekte drucken, die keine Löcher oder Lücken in ihrer Struktur aufweisen.
Nach insgesamt ca. einem Tag Arbeit kann man beide Varianten, die am Bildschirm und das ausgedruckte Exemplar, bewundern.
Einsatzmöglichkeiten
Umgewandelt in ein 3D-pdf-Format könnte der Dornauszieher nun z.B. an Tablets direkt bei der Statue aufgespielt werden, verbunden mit weiteren Informationen zu Kunstwerk und Bildhauer. Auch eine interaktive Ergänzung der Museums-Homepage wäre möglich. Das gedruckte Modell könnte blinden Mitmenschen einen Eindruck vom Aufbau der Statue geben. Grundsätzlich sind auch andere Einsatzszenarien denkbar.
"Spannend war der Einsatz der Scan-Technik beim Besuch im Museum auf alle Fälle", so Prof. Fackler bei der Abschlusspräsentation der fünf Arbeitsgruppen des Seminars.
Weitere Informationen zum Thema 3D-Scan und -Druck gibt es hier...