Postergestaltung
Tipps zur Gestaltung von Poster mit wissenschaftlichen Auswertungen
Allgemeines:
Grundsätzlich ist zu entscheiden: Eignet sich das Thema und dessen Behandlung überhaupt für die Darstellung auf einem Poster?
Ein gutes Poster bestimmt sein Publikum: Leute mit einem ernsthaften Interesse an dem vorgestellten Thema sollen bewußt und freiwillig stehenbleiben und gucken. (Bei einem Vortrag hingegen müssen die Leute zuhören!)
Deshalb muß das Poster interessant aussehen und zum Lesen einladen; es muß sich aus der Umgebung hervorheben, es muß ins Auge stechen.
Die Gestaltung eines effektiven Poster ist ein Test dafür, ob Sie in der Lage sind, Ihre Forschungsergebnisse verständlich darzustellen.
Für übertriebene Mengen von Fakten und vor allem für zu sehr ins Detail gehende Argumente wird der Betrachter kein Verständnis aufbringen. Das Poster muß einfach gehalten sein, es darf nicht überladen sein und unnütze Informationen müssen unbedingt vermieden werden. (Bedenken Sie, daß der Betrachter nicht bequem vor Ihrem Poster sitzt, sondern unbequem davor steht.)
Ein Poster darf niemals ein Zeitschriftenartikel, eine Diplomarbeit oder eine Dissertation in Großformat sein, denn die Informationsmenge wäre dabei einfach viel zu groß.
Planung:
Unterschätzen Sie nicht den zeitlichen Aufwand, um ein gutes Poster zu gestalten!
Skizzieren Sie eine Übersicht! Dabei bekommen Sie ein Gefühl dafür, wieviel Text und wieviele Grafiken bzw. Fotos wo plaziert werden sollen.
Beschränken Sie sich rigoros auf einen einzelnen Aspekt oder vielleicht zwei Punkte, welche(n) Sie dem Betrachter nahebringen möchten. Versuchen Sie nicht, durch Verkleinern des Textes und der Grafiken mehr Information auf das Poster zu bekommen
Globale Aufteilung der Posterfläche:
Die logische Abfolge der einzelnen Teile im Poster muß durch die Anordung der Elemente erkennbar sein. Lenken Sie den Lesefluß des Betrachters durch Nummern, Pfeile oder andere grafische Elemente.
Bedenken Sie, daß unsere Leserichtung von oben nach unten und von links nach rechts ist. Die wichtigsten Informationen sollten in Augenhöhe positioniert sein. Außerdem muß der Betrachter das ganze Poster aus einer Standposition vollständig überblicken können.
Für ein querformatiges Poster sollten 3 oder 4 Spalten eingerichtet werden, bei einem hochformatigem Poster 2 oder 2½ .
Struktur-Elemente:
Zusammenfassung (abstract): Für einen Artikel in einer Fachzeitschrift ist die Zusammenfassung unumgänglich, auf dem Poster hat sie jedoch nichts verloren: Das Poster als solches ist diese Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Aspekts.
Einführung (introduction): Nachdem im Titelfeld kurz und prägnant auf das Thema aufmerksam gemacht worden ist, muß nun hier die Fragestellung der Arbeit genauer beschrieben werden.
Methode (method): Mit welchen Mitteln (Apparate, Meßmethoden) wird versucht, die gestellte Frage zu lösen?
Ergebnis (result): Normale (d.h. erwartete), aber auch überraschende oder widersprüchliche Ergebnisse sind vielleicht erzielt worden und müssen beschrieben werden. Vergleiche mit den Resultaten anderer Wissenschaftler dokumentieren Ihren Weitblick.
Schlußfolgerung (conclusion) und Ausblick (perspective): Schlußfolgerungen stehen logisch am Ende und können durch die Plazierung auf dem Poster leicht untergehen. Da aber viele Betrachter diesen Teil der Abhandlung zuerst suchen, muß er durch Hervorhebung (Farbe, Schriftart) angemessenes Gewicht erhalten.
Referenzen (references): Diese Angaben können mittels eines entsprechend kleinen Schrift in einer Ecke des Poster untergebracht werden. Sie sind nicht relevant, da sie keine direkte weitere Information bieten ("good-will-Aktion" gegenüber Kollegen).
Hintergrundfläche:
Um das Poster als eine Einheit erscheinen zu lassen, muß es sich von der Umgebung abheben. Dies kann erreicht werden entweder durch einen Rahmen oder durch die Gestaltung eines Hintergrundes. In beiden Fällen sollte aber um das Poster herum ein unbedruckter Streifen gelassen werden. Ein Rahmen ist zwar funktionell, jedoch eine einfache und unauffällige Art, das Poster abzugrenzen. Mit der Gestaltung der Hintergrundfläche wird andererseits neben der Funktionalität auch noch Aufmerksamkeit erregt. Als Hintergrund kann eine Vollfarbe, ein Farbverlauf, ein Muster oder ein Foto verwendet werden. Eine intensive Vollfarbe ist zwar auf die Entfernung anziehend; wenn der Betrachter aber dann vor dem Poster steht, ist sie eher hinderlich, da das Auge zu sehr auf diese intensiven Reize reagiert und abgelenkt wird. Bei einem pastellfarbigen Hintergrund trifft letzterer Aspekt nicht zu, jedoch fehlt dann die Fernwirkung. Der - zugegeben schwierige - Kompromiß kann in einem Farbverlauf gefunden werden. Dieser muß jedoch so angelegt sein, daß die Funktion des Zusammenhaltens nicht aufgegeben wird. (Eine Rahmenwirkung erreicht man durch einen Verlauf von außen dunkel nach innen hell . Diagonale Farbverläufe sind nur optische Spielerei.)
Bei Muster und Foto muß gewährleistet sein, daß wesentliche Strukturen davon erkennbar bleiben, d.h. daß sie auf genügend großen Freiflächen durch die anderen Elemente des Poster noch durchscheinen.
Titelfeld:
Die Überschrift ist die Zusammenfassung dessen, was Sie mit Ihrem Poster mitteilen wollen, z.B. eine neue Methode, ein durchschlagendes Ergebnis, eine zukunftsweisende Anwendung.
Die Überschrift kann als Frage formuliert sein oder durch Verwenden unüblicher Wörter interessant gestaltet werden. Eine Formulierung in Umgangssprache spricht auch Außenstehende an.
Irgendwelche effekthaschenden Spielereien sollten jedoch nicht übertrieben werden, da sonst die Ernsthaftigkeit der wissenschaftlichen Arbeit leicht in Frage gestellt wird.
Die Schrift muß so groß gewählt werden, daß sie auch in einiger Entfernung (ca. 5 Meter) noch gelesen werden kann.
Der Titel sollte vervollständigt werden durch die Namen der Autoren (eventuell mit Foto) und die Angabe der beteiligten Forschungseinrichtungen (eventuell mit einem Logo).
Empfohlene Schriftgröße: Titel 96 pt fett, Autoren/Institute 60 pt.
Visueller Eindruck:
Mindestens die Hälfte der Fläche sollte für Fotos, graphische Darstellungen und Diagramme verwendet werden.
Wissenschaftliche Erläuterungen erfordern im allgemeinen einige Textblöcke und Ergebnistabellen. Kürzen Sie diese Elemente soweit wie nur möglich zum Vorteil für Abbildungen und Diagramme, ohne letztendlich die Verständlichkeit aufzugeben.
Verwenden Sie Farben zum Hervorheben einzelner Strukturelemente und zur Betonung der Gesamtstruktur des Poster. Nicht nur die Klarheit sondern auch der Reiz des Poster wird damit gesteigert. (Bedenken Sie jedoch, daß zu viele verschiedene Farben eine entgegengesetzte Wirkung erzeugen können.)
Optimale Attraktivität erreichen Sie durch Fotos in hoher Qualität.
Text:
Wenn Sie einen Artikel für eine Fachzeitschrift schreiben, müssen Sie natürlich alle nötigen Einzelheiten ausführlich behandeln. Das geschieht dann in komplexen Sätzen und Abschnitten. Auf einem Poster ist eine andere Ausdrucksweise anzuwenden: Kurze und prägnante Hinweise erleichtern es dem Betrachter, den Kern der Forschung sofort zu erkennen. Reduzieren Sie fließenden Text auf ein Minimum; verwenden Sie stattdessen ein Flußdiagramm (flowdiagram), eine Liste mit - eventuell markierten - Schlüsselwörtern (key-word list, bullet list) oder Auszüge aus einer Tabelle. Bedenken Sie, daß nur wenige Leute 2 oder 3 zusammenhängende Sätze bequem lesen können, wenn sie vor dem Poster stehen.
Verwenden Sie eine große Schrift (font) mit überproportionalem Zeilenabstand (um ca 20%). Nehmen Sie damit Rücksicht auf die Betrachter Ihres Poster, die inzwischen Brillenträger sind und nur mit Mühe eine kleine Schrift entziffern können.
Der verwendetet Wortschatz muß ansprechend sein. Abkürzungen sollten sparsam verwendet werden und müssen vor dem ersten Auftreten definiert sein.
Vermeiden Sie Tabellen und mathematische Formeln ganz oder reduzieren Sie diese auf das unabdingbar Nötigste.
Ein Textblock sollte durch eine Überschrift markiert werden, die sich durch Schriftart bzw. Farbe vom Text abhebt.
Bei Blocksatz muß man bei kleiner Spaltenbreite mit unangenehmen Wortabständen rechnen (Zeilenausschluß). Verwenden Sie lieber linksbündigen Flattersatz und begrenzen Sie das Flattern durch gute Trennung und Austausch von Wörtern.
Empfohlene Schriftgröße: Text 44 pt mit Zeilenabstand 52 pt, Überschriften im Text 56 pt fett mit Abstand nach oben 40 pt und Abstand nach unten 20 pt.
Handout:
Falls einer der Betrachter Ihres Poster ausführlicher beschriebene Einzelheiten wissen will, dann halten Sie ein handout bereit, eventuell sogar in einer weiteren Fremdsprache.
Schriftart (font):
Helvetica (sans serif font) ist eine klare, leicht lesbare Schriftart, die sich für Poster hervorragend eignet. Sie ist "nüchtern" und lenkt damit nicht ab von der wesentlichen Information. Ähnliche Schriftarten sind Univers und AvantGarde.
Times (serif font) eignet sich wegen der gefühlsmäßig besseren Lesbarkeit für größere Textmengen, ist aber für Überschriften (im Titelfeld) nicht zu empfehlen, da sie dort unruhig wirkt.
Halbfette (bold) Auszeichnung sollte für Überschriften reserviert sein; ein insgesamt halbfett gedruckter Text wirkt zu aufdringlich und überstrahlt leicht andere Elemente (wie z.B. Grafiken).
Grafiken:
Grafiken in eimem Poster beeindrucken mehr als Textabschnitte. (Es ist allgemein anerkannt, daß wir durch Bilder schneller und leichter lernen als durch Wörter.) Bilder können in den Text einer Spalte oder über mehrere Spalten eingebunden werden, der Lesefluß wird dadurch nicht unterbrochen.
Mit einer grafischen Darstellung muß eine selbsterklärende Bildunterschrift und eine entsprechende Legende verbunden sein. Darüber hinaus kann unterhalb der Grafik eine knappe Erklärung stehen, die eventuell ein Detail wiedergibt, das im Text nicht erwähnt ist.
Jede Grafik sollte eine deutlich sichtbare Nummer erhalten, sodaß ein Hinweis auf sie im Textteil leicht abzubilden ist (D.h. der Betrachter muß die Grafik auf dem Poster sofort finden können). Diese Zuordnung zwischen der Grafik und der Referenz im Text kann durch größeren Schriftgrad und halbfette Darstellung optisch betont werden.
Empfohlene Schriftgröße: Bildunterschrift 40 pt kursiv.
Im allgemeinen verwenden Sie ein Programm, welches aus einer Menge von Meßwerten eine Grafik Ihrer Wahl erstellt. Gute Programme gestalten diese Grafik optimal, andere Programme erwarten von Ihnen genaue Angaben für die Gestaltung (wie z.B. Achsenskalierung, Achsenbeschriftung, Markierungssymbole, farbige Kurven, Art der Darstellung usw.). Meist sind in einem Benutzerhandbuch (user's guide) des Programmes die verschiedenen Möglichkeiten als Beispiele dokumentiert. Lassen Sie sich inspirieren und wählen Sie die Art der Darstellung, die Ihre Meßergebnisse am besten repräsentiert.
Neben diesen Empfehlungen spielen natürlich auch subjektive ästhetische Gesichtspunkte bei der Gestaltung Ihres Poster eine Rolle. Bedenken Sie aber, daß Sie wissenschaftliche Informationen darstellen wollen und nicht etwa ein Filmposter oder ein Werbeplakat gestalten wollen.